Pressekonferenz: Menschenwürdige Arbeit
Der 7. Oktober jedes Jahres ist international der Forderung nach „Menschenwürdiger Arbeit“ gewidmet.
Die KAB Steiermark beschäftigt sich schon seit längerer Zeit mit dem Thema „Pflege in Würde“ und den Arbeitsbedingungen für Menschen, die hautamtlich oder im familiären Kontext pflegerische Tätigkeiten durchführen. In der Öffentlichkeit wird immer wieder die Notwendigkeit einer umfassenden Pflegereform diskutiert, leider kommt eine umfassende Reform nur schleppend voran.
Inzwischen wird von einem bereits vorhandenen Pflegenotstand gesprochen. Viele Pflegeheime können ihren Personalbedarf nicht abdecken.
Leider hat die derzeitige Bundesregierung den akuten Handlungsbedarf noch immer nicht realisiert.
Weder bei den aktuellen Budgetplanungen noch bei der zuletzt ausverhandelten sogenannten öko-sozialen Steuerreform werden eine deutliche Erhöhung der Finanzmittel für diesen Bereich sichtbar.
Die Katholische Arbeitnehmer:innenbewegung hat sich anlässlich des Tages der menschenwürdigen Arbeit zur Aufgabe gemacht, sich mit der Problematik der Arbeitsbedingungen und der geringen Entlohnung in der 24 Stunden Pflege auseinander zusetzen und hier von Seiten der Politik dringende Reformen einzufordern.
Viele Familien oder auch alleinstehende Personen in steirischen Haushalten benötigen eine Unterstützung im Alltagsbereich bzw. im Bereich der Pflege rund um die Uhr. Ohne eine solche Unterstützung bleibt in den meisten Fällen nur die Unterbringung in Pflegeheimen. Ein Großteil der zu pflegenden Personen möchte jedoch solange wie möglich in seinem vertrauten Wohnumfeld verbleiben.
Es wird dabei in den meisten Fällen auf Betreuer:innen aus Ost- und Süd-Europa zurückgegriffen, die in einer Art „Scheinselbstständigkeit“ bei der Arbeit am Arbeitsort, der Arbeitszeit und hinsichtlich des Verhaltens bei der Arbeit an Weisungen der Klient:innen, dem familiären Umfeld und den Agenturbetreiber:innen gebunden sind.
Die bestehenden Regelungen und Finanzierungsformen sind überholt und führen zu Ausbeutung und Überforderung.
Und in weiterer Folge zu fehlender sozialer Absicherung und niedrigen Pensionen für die Betreuer:innen.
Nicht wenige der dazwischen geschalteten Vermittlungsagenturen – insgesamt gibt es mittlerweile in Österreich über 800 solcher Agenturen – schauen nur auf ihren eigenen Profit und verdienen sich dabei mehr als nur einen goldenen Löffel.
Also was tun?
- Der Komplex der 24 – Stundenbetreuung benötigt neue gesetzliche Rahmenbeding-ungen – für Betreute und Betreuer:innen;
- Die 24 – Stundenbetreuung ist als vollwertiger Teil des Versorgungssystems zu sehen und eine entsprechende Qualitätssicherung in Bezug auf Vermittlung, Betreuung und Arbeitsbedingungen ist zu gewährleisten;
- Rasche Realisierung der Pflegereform mit deutlicher Erhöhung der Finanzmittel;
- Die Einführung eines fairen Finanzierungsmodells im Sinne eines Mixmodells zwischen Steuerfinanzierung und eine Art Pflegefonds, der sozial gestaffelt sein soll und alle umfasst – Freiberufler, Selbstständige und unselbstständig Beschäftigte;
- Eine deutliche Erhöhung des Pflegegeldes. Dabei sollte der Demenzbereich besonders behandelt und abgegolten werden;
- Eine Erhöhung der Einkommen des Betreuungspersonals unter anderem durch eine massive Erhöhung des staatlichen Fördergeldes;
- Angebote für Fort- und Weiterbildungsangebote für das Betreuungspersonal;
- Angebote für psychohygienischer Begleitung in Form von Supervisionen, ganz speziell für sehr herausfordernde Betreuungssituationen;
- Für das Betreuer:innenpersonal sollte ein eigenes Pensionsmodell geschaffen werden, welches Altersarmut verhindern soll;
- Zulassungsprüfungen aller Vermittlungsagenturen inklusive laufender Kontrollen;
- Es sollen alternative Formen der Beschäftigungmodelle für die Betreuer:innen innerhalb der nächsten 5 Jahre erprobt werden – dabei kommen auch Orientierungen an das Hausangestelltenmodell, Anstellungsformen bei großen sozialen Träger wie Caritas oder Volkshilfe oder Anstellungen bei vorgestellten Vereinen der Krankenanstaltsgesellschaften der jeweiligen Bundesländer (Burgenländisches Modell) in Frage.