Wege aus der Ohnmacht oder Mut tut gut
Moderiert von KAB – Vorsitzenden Martin Hochegger diskutierten Dr.in Imgard Griss, Dr.Markus Schlagnitweit, Dr. Ernst Sittinger und Lisa Stipsits, BA, über die aktuellen krisenhaften Erscheinungsformen und um mögliche Bewältigungsstrategien.
Martin Hochegger wies in seiner Einmoderation darauf hin, dass immer mehr Menschen große Zukunftsängste hätten und mit großer Ohnmacht einer Zeitenwende gegenüber stehen würden. Imgard Griss, ehemalige Präsidentin des Verfassungsgerichtshofes, beschäftigte sich in ihrem Eingangsstatement mit der Vertrauenskrise in die österreichische Politik und über Gefährdungen unserer demokratischen Gesellschaftsordnung. Die einzelnen Parteien würden viel zu viel auf ihren eigenen Parteinutzen achten als zum Gemeinwohl aller beitragen zu wollen. Sie verwies weiters auch auf die ganz aktuell sichtbar gewordene „Verhaberung“ von Politik und einzelnen Journalisten.
Ernst Sittinger, Mitglied der Chefredaktion der Kleinen Zeitung, nahm den Ball auf und geisselte den fehlenden Anstand einzelner handelnder Personen. Er strich die Bedeutung freier kritischer Medien als „vierte Macht“ im Staate hervor, wies aber im geleichen Atemzug darauf hin, dass die Gefahr der Einflussnahme von ökonomischen Gruppen oder politischen Parteien auf die Berichterstattung nur durch eine großzügiger ausfallende Presseförderung reduziert werden kann.
Markus Schlagnitweit, Direktor der Katholischen Sozialakademie, beschrieb in dramatischen Worten das Auseinanderdriften der gesellschaftlichen Gruppen, bedingt durch die ungerechte Verteilung von Einkommen und Kapital. Es gebe darüber hinaus kaum mehr Orte des Diskurses und der offenen politischen Diskussion. Der „abgehängte“ Teil der Gesellschaft hätte immer mehr den Eindruck, die Eliten würden sich der Politik bedienen, um ihre Privilegien abzusichern.
Eine radikale Wende in unserer Wirtschaftsweise und Lebensform forderte Lisa Stipsits, Sprecherin der „Students für future“ ein. Um die Welt zukunftssicher zu machen, braucht es ein radikales Umsteuern. Die Klimakrise sei vor allem auch eine Gerechtigkeitskrise, seien doch jene Personengruppen besonders davon betroffen, die am wenigsten durch ihre Wirtschaftsweise oder ihren Lebensstil die Beschleunigung der Klimakrise vorantreiben würden. Hier bedarf es auch eines finanziellen Ausgleichs zwischen den Industriestaaten und den armen Ländern in Afrika und Asien.
Allen Wortmeldungen lag ein Tenor zu Grunde: Allen Krisen, welche zur Zeit über uns hereingebrochen sind, liegt ein Phänomen zu Grunde: eine Wertekrise.
Dies wurde auch durch anschließende Wortmeldungen aus dem zahlreich erschienen Publikum sichtbar.
In einer zweiten Runde wurden Ermutigungsstrategien diskutiert und darauf hingewiesen, dass es eines aktiven Einmischens in das politische Geschehen bedarf. Es gehe auch um die Pflicht jedes Menschen einen Beitrag zum Gemeinwohl zu leisten, immer auch abhängig davon was die Person dazu zu leisten imstande ist. Gemeinwohlorientierung beginne am „Wickeltisch“ und würde sich durch aktive Wertevermittlung durch die Familie und Schule noch vertiefen.
Martin Hochegger zitierte zum Abschluss der Veranstaltung Henry Kissinger, der in seinem letzten Buch „Staatskunst“ ein klares Anforderungsprofil für Politiker:innen formuliert hat:
„Es bedarf Politiker:innen, die mit Mut und Charakterstärke. eine Kultur der verantwort-ungsvollen Gemeinwohlorientierung vorleben. Mut, um unter komplexen und schwierigen Optionen eine Richtung zu wählen, um damit das Althergebrachte hinter sich zu lassen. Und Charakterstärke, um einen Kurs beizubehalten, dessen Nutzen und Risiken im Moment der Entscheidung nur unvollständig abgeschätzt werden können.“