Ein Kamingespräch – Nachlese
Durch den Abend führte Claus Albertani in gewohnt souveräner Art und Weise. Die geladenen Gäste konnten dabei einer sehr angeregten Diskussion folgen und sich auch durch Wortmeldungen einbringen.
„Es geschieht etwas in unserer Kirche. Diesen Eindruck kann man gewinnen, wenn man sich die Ankündigung des weltweiten Synodalen Weges vor Augen führt, der von Papst Franziskus angestoßen worden ist. Die Verlängerung zeige wie ernst es dem Papst sei“, so Bischof Wilhelm Krautwaschl in seiner ersten Wortmeldung. Die Kirche müsse sich quasi in die Zukunft hineinleben. Dies sei nicht einfach und für viele ein durchaus schmerzhafter Prozess. Möglicherweise würde das Gesicht der Kirche in Zukunft ganz anders aussehen.
Landeshauptmann Christopher Drexler verwies auf die zahlreichen zu bewältigenden Krisen und sprach von einer Zeitenwende. Es würden viele wichtige Entscheidungen wie etwa zur Bewältigung der Klimakrise anstehen. Seit der Pandemie und dem erzwungenen Rückzug ins Private würde er Orte des Diskurses über die richtigen Lösungsansätze vermissen. Die politischen Parteien und die Kirche würden sich in einer massiven Glaubwürdigkeitskrise befinden. Hier gelte es wieder für beide Bereiche wieder an Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen. Dabei verwies er auch auf ein sehr gelungenes Partizipationsmodell durch die Einbindung von Kulturschaffenden und Künstler:innen im Rahmen des Prozesses „Kulturstrategie 2030“.
KABÖ Vorsitzende Anna Wall-Strasser forderte die Politik und die Amtskirche zu raschem und entschlossenen Handeln auf. Es müssten zukunftstaugliche Lösungen gefunden werden. Besonders im Umgang mit der Klimakrise und des immer weiter auseinanderklaffenden Spannungsfeldes zwischen Arm und Reich sei die Bewältigung der Klimakrise nicht nur eine Frage der ökologischen und wirtschaftlichen Steuerung, sondern vor allem auch eine Frage der Gerechtigkeit. Trotz des neoliberalen Ausbeutungsmodus von Mensch und Natur setzt sie große Hoffnungen auf Teile der Jungen, die die Zeichen der Zeit erkannt hätten und sich für einen ökosozialen Wandel in unserem Wertesystem und Lebensstil einsetzen würden. Sie würde sich eine Kirche der Geschwisterlichkeit wünschen, eine Kirche für alle in der alle gleich viel wert sein würden.
In der Publikumsrunde wurden Themenstellungen wie eine diagnostizierte Wertekrise, die Chancen einer partizipativen Teilhabe, die Verteilungskrise und die sich immer mehr ausbreitende Gefühle der Angst und Ohnmacht deutlich thematisiert.
In seinem Abschlussstatement wies KAB Vorsitzender Martin Hochegger auf die Zielsetzung der KAB hin Orte des Diskurses in der Kirche und in der Gesellschaft zu schaffen um wieder zu qualitätsvollen Diskursen und Lösungsansätzen und zu einer demokratischen Kultur zu kommen. Mit einer Einladung zu einer anschließenden Agape schloss er das Kamingespräch und dankte allen Anwesenden für ihr Kommen und ihre Beteiligung.
Martin Hochegger, Vorsitzender KAB Steiermark