Russlands Krieg - wo bleibt der Widerstand?
Dabei wurde von den beiden Referent:innen aus Russland ein sehr dramatisches Bild der Repression und Unterdrückung der russischen Bevölkerung gezeichnet. Der Machtapparat Putins sei omnipräsent und reiche in jedes auch noch so kleine Dorf in diesem flächenmäßig so riesigen Staat. Jede Form der Kritik werde im Keim erstickt bzw. würde mit langjährigen Haftstrafen geahndet werden. Zudem würde die Autonomie einzelner Republiken massiv eingeschränkt werden. Vor allem jener Republiken, in denen riesige Ressourcen wie Erdöl, Gas, Gold und seltene Erden lagern würden. Sogar durch die Nähe zu Putin reich gewordenen Oligarchen würden um ihr Leben fürchten müssen oder hätten sogar den Ausweg in den Suizid gesucht.
Von daher gibt es wenig offiziellen Widerstand gegen die Kriegsführung Russlands. Allerdings würden vor allem viele junge, eher begüterte und gut ausgebildete Menschen aus Russland flüchten. Jedoch nur Deutschland würde in der EU Desserteure der russischen Armee Asyl gewähren. Von Seiten der Machthaber würde ein dramatisches Bild eines Angriffskrieges durch die NATO auf russisches Territorium gezeichnet.
Die kolportierte hohe Zustimmung der Bevölkerung mit über 70 Prozent Zustimmung zur Invasion in der Ukraine seien allerdings kritisch zu betrachten, da sich viele Befragten bei einer ablehnenden Haltung fürchten müssten Repressalien zu erleiden.
Eine ablehnende Haltung sei eher sehr stark bei der jungen Bevölkerung vorherrschend. Was den direkten Einsatz der Soldaten betrifft, so wurde sichtbar, dass der Kriegsdienst sehr gut bezahlt werden würde. Der Monatslohn eines Soldaten würde zehnmal höher sein, als das durchschnittliche Monatseinkommen der Bevölkerung. Zwischen 40 000 und 60 000 Euro würden jenen Familien bezahlt, die den Tod eines Soldaten betrauern müssten. Es sei also auch vor allem ein Krieg der sozialen Klassen.
Die Waffenlieferungen aus dem Westen wurden von beiden Referenten positiv bewertet. Würden diese ausfallen würde Putin bestärkt werden seinen "Traum" von der Wiederherstellung eines russischen Großreiches weiter zu verfolgen.
In der anschließenden Diskussion wurde auch ein Appell an die österreichische Bundesregierung gerichtet, russischen Desserteuren
Asyl zu gewähren. Aus Sicht der Arbeitnehmer:innen wurde auch angeregt die Gewerkschaften in der Ukraine zu unterstützen. Dabei ginge es auch um die Rechte der arbeitenden Bevölkerung im Stadium einer Kriegswirtschaft.
Insgesamt ein sehr nachdenklich stimmender Abend. Von Seiten der Veranstalter wurde zum Ende der Veranstaltung hoher Respekt den beiden Referent:innen gegenüber ausgedrückt. Es sei auch in Österreich nicht ganz ungefährlich die Zustände in Russland zu kritisieren. Spione und Agenten Putins seien auch in Österreich sehr präsent.
Martin Hochegger, Vorsitzender der KAB Steiermark, in seinem Resumee: "Umso mehr muss es einen nachdenklich stimmen, wenn eine bestimmte Partei in Österreich Freundschaftsverträge mit Russlands Machthaber abgeschlossen hat und nach wie vor sich vom Angriffskrieg Putins nicht wirklich distanzieren würde."