Wir brauchen neue Rollenbilder für Männer
Das Thema „Toxische Männlichkeit und die Gefährdung und Aushöhlung der Demokratie und Menschenrechte“ lockte diesmal auch viel junges Publikum zu den Minoriten.
Unter der sehr professionellen Moderation von Elke Edlinger diskutierten der deutsche Männerforscher Christoph May, die Männer- und Geschlechterforscherin Elli Scambor und Anneliese Pieber von NEUSTART/KAB über die unterschiedlichsten Aspekte der toxischen Männlichkeit und ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft und die Familie.
Wobei May seinen Fokus auf die Ausübung struktureller Gewalt und Monopolstellung von Männerbünden hinwies, sowie deren Nähe zum Extremismus und Rechtsradikalismus.
Weiters sprach er auch die Bedeutung und Wirkmächtigkeit von sogenannten Influencern im Internet an. Als eindringliches Beispiel führte er dabei Andrew Tate an – einen ausgewiesenen Frauenhasser mit Millionen von jugendlichen Follower:innen. So „seien Frauen eindeutig im Eigentum der Männer und diese könnten über Frauen frei verfügen – bis hin zu straffrei bleibender Vergewaltigung“ - = O-Ton Andrew Tate in seinem Podcast.
Zu Beginn ihrer Ausführungen wies Elli Scambor auf die wieder ansteigende Anzahl von Femiziden hin und auf eine zunehmend männliche Internet-Community, deren Mitglieder sich als gesellschaftliche Außenseiter wahrnehmen und ihren Zorn vor allem gegen Frauen richten. Als Beispiel dafür nannte sie die Incel-Bewegung, die sich derzeit weltweit vernetzen und ausbreiten würde. Sie schilderte auch anschaulich das Ergebnis einer großen Studie, aus der ersichtlich sei, dass Kinder mehr von Gewalt in der Familie betroffen seien, wenn der Vater das eindeutig letzte Wort hätte.
Es gebe allerdings auch mittlerweile immer mehr junge Männer, welche die alten Rollenzuschreibungen hinter sich lassen würden und deutlich mehr in Richtung Gleichstellung und Care-Arbeit gehen würden.
Sehr beeindruckt war das Publikum auch von den sehr konkreten Beschreibungen von Anneliese Pieber über die unterschiedlichsten Begleitformen, welche der Verein Neustart im Umgang mit Gewalt und Rechtsextremismus durchführt. Auffallend dabei sei, dass die Straftaten im Bereich der häuslichen Gewalt quer durch alle gesellschaftlichen Schichten gehen würden.
Einig waren sich alle Referent:innen, aber auch die Diskussionsteilnehmer:innen aus dem Publikum, dass die Überwindung toxischer Männlichkeitsbilder ein gemeinsames Anliegen von Elternhaus, Kindergarten und Schule sein muss und das hier noch viel zu tun sei.
Auch waren sich alle Teilnehmer:innen darüber einig, dass von diesen toxischen Männerbildern eine enorme Gefahr für alle demokratischen Gesellschaften weltweit ausgehen würde.
Die demokratiepolitische Relevanz von traditionellen religiösen Strömungen innerhalb der monotheistischen Religionen werden wir uns bei der nächsten Veranstaltung am kommenden Donnerstag, den 21. März ab 19 00 Uhr wieder im Kubus ansehen. Hierzu ist es uns gelungen, auch durchaus sehr prominente Referent:innen zu gewinnen.
Mit Bernhard Weidinger, Rechtsextremismusforscher, Lisa Fellhofer von der Dokumentationsstelle des politischen Islam, Tamara Ehs, bekannte Demokratieforscherin, diskutiert Martin Hochegger, Vorsitzender der KAB Steiermark und Autor.
Martin Hochegger